Die Wanderpause

Am 6. Juni 2022 haben meine Freundin Ulrike und ich eine wunderschöne Wanderung im Berkatal in Nordhessen gemacht. Startpunkt war der Wanderparkplatz am Sportplatz Frankershausen. Wieder am Auto angekommen, beschlossen wir, auf der Rückfahrt zur Unterkunft noch irgendwo einzukehren. So kamen wir durch Wolfterode, dem nördlichsten und kleinsten Ortsteil der Gemeinde Meißner im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis. Ja, und dort entdeckten wir am Rande des Ortes einen echten Lichtblick in gesellschaftlich gesehen eher dunklen Zeiten: die Wanderpause. Nachdem wir unser Auto abgestellt hatten, nahm uns dieses Selbstbedienungscafé unter freiem Himmel sofort in den Bann. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Wanderpause

Nachdem wir uns einen Kuchen und etwas zu trinken genommen und uns einen Platz gesucht hatten, kam eine Frau mit einem Kuchenblech und machte sich an dem entsprechenden Kühlschrank zu schaffen. Als sie wieder an unserem Tisch vorbeikam, haben wir sie angesprochen. Und so lernten wir die wirklich sehr nette Frau Anke Herrmann kennen, die diesen wunderbaren Platz mit ihrem Mann aufgebaut hat und nun pflegt und betreut.

Alles begann ihrer Erzählung nach im Frühjahr 2020, als während des strikten Lockdowns alle Restaurants und Cafés geschlossen waren. Eines Tages klingelte ein älterer Herr an ihrer Tür und bat um etwas zu trinken, da er nach einer Wanderung sehr durstig war. Gegenüber des Hauses der Herrmanns war ein Tisch und eine Bank, wie man sie an vielen Stellen in Wandergebieten findet. Frau Herrmann brachte dem Mann dorthin etwas zu trinken und unterhielt sich noch eine ganze Weile mit ihm. Im Gespräch wurde deutlich, dass es vielen Wanderern in dieser Zeit so ging: sie konnten nach einer Wanderung aufgrund der Coronaregeln nirgends einkehren.

Wanderpause

Frau Herrmann stellte ab dieser Begegnung nun morgens ein paar Kannen und Flaschen mit Getränken, Gläser und Tassen und eine kleine Kasse für Spenden auf den Tisch und beobachtete, was passierte, erzählte sie uns. Dankbar wurde das Angebot angenommen, und sie blieb auf keinen Kosten sitzen. Nach einer Weile stellte sie einen Kuchen dazu. An kühlen Tagen auch mal einen Topf Suppe.

Durch die Gespräche mit den dankbaren „Gästen“ entstand der Impuls, das Angebot nach und nach zu erweitern. Herr Herrmann war inzwischen auch im Boot und unterstützte seine Frau, indem er begann, die zauberhaften Schränke zu bauen oder auch den Sitzplatz aus Paletten. Und so entstand nach und nach innerhalb von zwei Jahren dieser wunderbare Ort!

Wanderpause

Inzwischen gibt es warme und kalte Getränke, Kaffee und Tee, selbstgebackene Kuchen und Waffeln, Naschereien, verschiedenste Sitzgelegenheiten, Beschäftigungsmaterial für Kinder, eine Feuerschale und Holz (denn der Platz wird das ganze Jahr über vom Ehepaar Herrmann betreut) und viele liebevolle Kleinigkeiten mehr.

Mittlerweile gibt es ein kleines Kuchenbackteam mit Frauen aus dem Ort, denn an einem Wochenende werden laut Frau Herrmann schon mal 10 bis 12 Kuchen verspeist. Und es gibt inzwischen auch Stammgäste, die diesen Ort immer wieder gerne besuchen. Und der Eindruck von Ulrike und mir war, dass der ganze Ort stolz auf dieses gelungene Projekt ist.

Aus der Bitte eines Wanderers um ein Getränk entstand in sehr schwierigen Zeiten in meinen Augen ein echter Lichtblick, der viele NachahmerInnen finden sollte. Ich wünsche dem Ehepaar Herrmann weiterhin ganz viel Freude mit diesem Projekt und viele bereichernde Begegnungen!

Wanderpause

Du möchtest dir auf der Karte anschauen, wo du die Wanderpause findest?  Dann …
(Wenn du hier unterhalb klickst, wirst du mit Google-Maps verbunden und erklärst dich dadurch automatisch mit den Nutzungsbedingungen von Google einverstanden.)

… klicke jetzt hier 

Schreibe einen Kommentar